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D

Einsatz unter Lebensgefahr

Die Kampfmittelabwehr der Bundeswehr um-

fasst alle Maßnahmen zur Abwehr einer Kampf-

mittelbedrohung und dient dem Schutz eigener

und verbündeter Kräfte, Mittel sowie Anlagen

und Einrichtungen im Einsatz. Der Dienst im

Rahmen der Gefahrenabwehr und dabei ins-

besondere die Abwehr von Kampfmittelbedro-

hungen sowie die Bergung nicht zur Wirkung

gelangter Kampfmittel bedeutet eine erhebliche

Gefährdung des Personals. Für die Besetzung der

Dienstposten verlangt die Bundeswehr spezielle

Fähigkeiten wie eine besondere psychische und

physische Belastbarkeit, Klaustrophobiefestigkeit

sowie hohe Selbstkontrolle, da sich die Soldaten

der Kampfmittelabwehr bewusst in lebensgefähr-

liche Situationen begeben und diese bewältigen

müssen.

Dieser erhöhten Gefährdung des Personals

wird derzeit in Abhängigkeit von Einsatz/Häu-

figkeit durch eine Erschwerniszulage von 35,78

Euro Rechnung getragen. Der DBwV hält dies

im Einsatz ist ohne gut ausgebildete Kampfmit-

telräumer heute nicht mehr denkbar. Die Ein-

richtung einer festen monatlichen Zulage in die-

ser Höhe ist deshalb überfällig. Auch wenn dies

noch etwas dauert – wir bleiben dran!“

für unzureichend und fordert daher eine mo-

natliche Erschwerniszulage in Höhe von 150

Euro, die sich für jeden Einsatz im unmittelba-

ren Gefahrenbereich weiterhin um 35,78 Euro

erhöht. Diese Zulage soll für Soldaten und Be-

amte mit gültigem Nachweis über eine

erfolgreich abgeschlossene Ausbildung

zum Sprengstoffentschärfer gelten, deren

ständige Aufgabe das Prüfen, Entschär-

fen und Beseitigen unkonventioneller

Spreng- und Brandvorrichtungen ist.

Oberstleutnant Thomas Behr, Vor-

sitzender Heer, und Stabshauptmann

a.D. Hartmut Schönmeyer, Vorsitzender

Fachbereich Besoldung, Haushalt und

Laufbahnrecht im DBwV: „Ein Erfolg

DBwV fordert feste Zulage für Sprengstoffentschärfer

Zeile

Wie werde ich Kampfmittelabwehrfeldwebel?

Die Beseitigung von Kampfmitteln ist eine ris-

kante Tätigkeit, der Weg dorthin ist lang. Insge-

samt dauert es 110 Wochen, also mehr als zwei

Jahre, bis man nach der Teilnahme an mehreren

Lehrgängen den Titel „Kampfmittelabwehrfeld-

webel“ führen darf.

Alles beginnt mit dem rund drei Monate dau-

ernden Lehrgang „Fachkunde Munition Alpha“

am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme

in Aachen. „Hier werden die physikalischen und

technischen Grundlagen gelegt. Das bewegt sich

etwa auf dem Niveau der zehnten Klasse“, erklärt

Major Tobias Niederhausen, Inspektionschef am

Ausbildungsstützpunkt Kampfmittelabwehr in

Stetten am kalten Markt. „Der Lehrgang ist eine

Art Wiederauffrischung mit Prüfungscharakter.”

Anschließend folgt der mehr als sechs Monate

lange Lehrgang „Fachkunde Munition Bravo”,

ebenfalls in Aachen. „Hier steht deutsche- und

Nato-Munition im Mittelpunkt”, erläutert Nie-

derhausen. Wie ist Munition grundsätzlich auf-

gebaut? Wie kann sie durch Sprengung vernichtet

werden? „Der Lehrgang ist anspruchsvoll – dem-

entsprechend ist auch die Durchfallquote nicht

gering”, so der 37-Jährige.

Bevor es für den letzten Fachkunde-Lehrgang

nach Stetten geht, folgt nun noch der achtwö-

chige militärfachliche Teil der Ausbildung zum

Pionier-Feldwebel am Ausbildungszentrum Pio-

niere in Ingolstadt. Den letzten Schliff erhalten

die angehenden Experten für Explosive-Ord-

nance-Disposal (EOD) und Improvised-Explo-

sive-Device-Disposal (IEDD) am Ausbildungs-

stützpunkt Kampfmittelabwehr in Stetten

a.k.M. 20 Wochen lang dauert der abschließende

Lehrgang zum Kampfmittelabwehrfeldwebel.

„Insgesamt sind das gut 110 Wochen Ausbil-

dung”, fasst Major Niederhausen zusammen.

Die Zuerkennung des Ausbildungs- und Tä-

tigkeitsnachweises „Kampfmittelabwehrfeldwe-

bel” bedeutet aber nicht das Ende der Lehrgänge,

es gibt noch diverse Spezial- und Aufbaulehr-

gänge, etwa für die Manipulatorbediener des

Route-Clearance Systems oder als Experte für

das manuelle Entschärfen von Sprengfallen. Und

spätestens alle fünf Jahre müssen die Kenntnisse

aus den Grundlagenlehrgängen sowie der Spreng-

schein aufgefrischt werden.

Redaktion Bw

Der Weg zum Kampf-

mittelabwehrfeldwebel

dauert gute zwei Jahre.

Foto: Bundeswehr/Schmidt

Bundeswehrsoldaten des Kampfmittel-

räumdienstes suchen nach einer

improvisierten Sprengfalle.

Foto: dpa

Kampfmittel sind sämtliche Vorrichtun-

gen, Gegenstände und Komponenten,

die Explosivstoffe, Kernspaltungs- oder

Kernfusionsmaterial sowie biologische

und chemische Kampfstoffe enthalten.

Dazu gehören unter anderem:

• Bomben und Gefechtsköpfe

• Lenk- und ballistische Flugkörper

• Artillerie-, Mörser-, Raketen- und

Handwaffenmunition

• Minen, Torpedos, Wasserbomben

• Sprengfallen und behelfsmäßige

Sprengvorrichtungen

• elektrische Anzünd- und Zündmittel

Insgesamt dauert es 110 Wochen, bis

man den Titel „Kampfmittelabwehrfeld-

webel“ führen darf.

Was sind Kampfmittel?

Wie lange dauert die Ausbildung?

DIE BUNDESWEHR | JANUAR 2017

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