Blanker Hohn
Zum Interview mit Alice Grey-
er-Wieninger in der Novemberaus-
gabe, Seite 17
Dass Frau Greyer-Wieninger un-
kommentiert behaupten darf:
„
Der
Zustand der Infrastruktur ist bei
Weitem nicht so schlecht, wie er
punktuell dargestellt wird
“,
halte ich
für blanken Hohn. Sie redet damit
eine Situation schön, die sich seit
vielen Jahren höchstens
„
punktu-
ell
“
verbessert. In der Fläche ist der
Zustand der Infrastruktur absolut
attraktivitätsschädigend.
Ich habe in den fast 40 Jahren mei-
ner aktiven Dienstzeit eigentlich nur
während des Studiums an der Hel-
mut-Schmidt-Universität in Ham-
burg (1980-1983) eine Unterkunft
bewohnt, in der man sich wohlfühlen
konnte. Selbst als Stabsoffizier musste
ich auf Dienstreisen und Lehrgän-
gen immer wieder amtliche Unter-
bringungen hinnehmen, die nicht
mal Ein-Sterne-Standard hatten.
Obwohl die Verteidigungsministerin
bei Truppenbesuchen
„
großzügig
“
Finanzmittel in Millionenhöhe für
Infrastruktur bewilligt, geht es viel
zu langsam voran, wie am Beispiel
Marinestützpunkt
Eckernförde
plakativ dargestellt wird.
Dabei kommt seit Jahrzehnten zum
Tragen, dass neben dem Personal für
die Projektierung von Baumaßnah-
men auch ausreichend motivierte und
qualifizierteMitarbeiter des BAUID-
Bw fehlen, die eine schritthaltende
Bauaufsicht und -abnahmen garant-
ieren. Ohne den Druck dieser
„
Bau-
aufseher
“
trödeln die beauftragten
Betriebe oft wochenlang rum und
konzentrieren ihre Fachkräfte bei
lukrativeren Aufträgen.
Hier muss angesetzt werden, damit
die offenbar schon bestellten Flach-
bildschirme und Minikühlschränke
nicht in heruntergekommene,
von Schimmel befallene Gebäude
eingerüstet werden.
Meine Er-
fahrung sagt mir aber, dass ich hier
Wunschdenken unterliege.
Fregattenkapitän a.D.
Paul V. Eckardt, Langballig
Ausdrückliches Lob
Zu den Beihilfebearbeitungszeiten
der Beihilfestelle Stuttgart
Fast in jeder Ausgabe unserer Ver-
bandszeitschrift wird über die Bei-
Briefe an die Redaktion
hilfebearbeitung geklagt. Ich habe
mir die Mühe gemacht, die Bearbei-
tungszeiten bis zurück in das Jahr
2014 auszuwerten.
Die durchschnittliche Zeit vom Ein-
gang bei der Beihilfestelle bis zur
Zustellung des Bescheids dauerte bei
sechs Anträgen mit etwa je 20 Ein-
zelpositionen sieben Arbeitstage!
Der Spitzenreiter war heute in mei-
nem Postkasten nach fünf Arbeits-
tagen. Auch das Geld war schon auf
meinem Konto. Hier reagiert die
PKV auch nicht schneller.
Dies hat mich angespornt, hier ein
ausdrückliches Lob an die Sachbear-
beiter in Stuttgart auszusprechen.
Danke!
Hauptmann a.D. Karl-Heinz
Wiesemann, Immenreuth
Im wirklichen Leben
Ebenfalls zu den Beihilfebear-
beitungszeiten
Mich regen diese ewigen Jammereien
über lange Bearbeitungszeiten bei
der Beihilfegewährung langsam
auf. Ich habe das Gefühl, dass viele
meiner Kameraden gar nicht mehr
wissen, wie es im wirklichen Leben
zugeht.
Es beschwert sich ein Ober-
stabsfeldwebel a.D. über zusätzliche
Kosten, weil die Bearbeitungszeit
zwei bis vier Wochen länger als ge-
plant dauert. Bei Rechnungen für
1000 Euro verliert er bei einem
momentanen Festgeldzinssatz von
0,1 Prozent die Unsumme von vier
Euro-Cent. Und das bei rund 2400
Euro Pensionmonatlich. Ich gehe mal
davon aus, dass ein ehemaliger Ober-
stabsfeldwebel mehr als 100 Euro auf
demKonto hat.
Ich empfehle, sich mal mit einem
deutschen Durchschnittsrentner,
der vielleicht 1300 Euro im Monat
zur Verfügung hat, zu unterhalten.
Wohlgemerkt, für 45 bis 50 Jahre Ar-
beit, nicht wie bei uns Soldaten für im
Schnitt 33 Jahre.
Stabsfeldwebel a.D
Karlheinz Englert, Schirmitz
Aktionismus
Zur Soldatenarbeitszeitverordnung
(SAZV)
Vor Einführung der SAZV durfte
ich im Februar 2015 (Gott sei Dank)
in den Ruhestand versetzt werden
und muss mich mit diesem Thema
nur noch im Gespräch mit aktiven
Kameraden und beim Lesen der Ver-
bandszeitschrift auseinandersetzen.
Bei der Einführung und Umsetzung
der SAZV zeigen sich die selben Pro-
bleme wie bei vielen politischen Ent-
scheidungen.
Da werden Menschen/Politiker als
verantwortliche Personen (Minister,
Staatssekretäre) eingesetzt, die von
ihremneuenAuftragsumfeld keine oder
so gut wie keine Ahnung haben (nicht
nur im Verteidigungsministerium).
Da werden Entscheidungen getroffen,
die kurze Zeit später (natürlich nur in-
tern) bereut werden, um Aktionismus
darzustellen. Anschließend werden auf-
grund parteiinterner Aufstiegswünsche
erfahrene langjährige Mitarbeiter
(Staatssekretäre) entlassen und die Pos-
ten mit unerfahrenen, dem Minister/
der Ministerin getreuen Menschen
neu besetzt. Jeder Betrieb, der so arbe-
iten würde, könnte nach kurzer Zeit
schließen.
Am Beispiel der SAZV ist das ein-
deutig erkennbar. Hier wurde ein
Gerichtsurteil von Menschen umge-
setzt, die von der Struktur der Bun-
deswehr nicht sehr viel Ahnung
haben (können). In der Bundeswehr
finden wir Ämter, Kommandobe-
hörden, Stäbe und zu guter Letzt
die Truppe. Für alle diese Soldaten
soll nun die gleiche SAZV gelten?
Ich empfand es schon als ungerecht,
dass ich als Angehöriger des Stabes
eines Bataillons bei längerer Dienst-
zeit genauso abgefunden wurde wie
meine Kameraden, die mit ihren
Soldaten bei jedem Wetter im Freien
Dienst leisten mussten.
Weiterhin sollte man fragen, ob nicht
spätestens mit Einführung der SAZV
ein Lebensarbeitszeitkonto für Sol-
daten eingeführt werden müsste. Es
ist nicht mehr vermittelbar, dass es für
Soldaten eine besondere Altersgrenze
für die Versetzung in den Ruhestand
gibt.
Hierdurch könnte sich jeder Soldat
den Zeitpunkt seiner Zurruhesetzung
erdienen und die Mehrbelastungen
(mit Masse in der Truppe) könnten
halbwegs gerecht (durch einen frühe-
ren Ruhestand) ausgeglichen werden.
Stabsfeldwebel a.D.
Bernd Uiffinger, Ellwangen
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