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Wir starten in das neue Jahr mit den Bildern des Anschlags von Ber-

lin vor Augen. Der Terror ist auch bei uns angekommen. Das macht

uns wütend und traurig. Dazu die Kriege, Vertreibung und das Elend

in vielen Teilen der Erde – es wird immer schwerer, unseren Kindern

all das zu erklären und mit dem Gefühl der Ohnmacht zurechtzu-

kommen.

Manche Menschen stecken in dieser Lage den Kopf in den Sand,

einige suchen ihr Heil in populistischen „Einfachlösungen“, die keine

sind. Die meisten aber – da bin ich mir sicher – bleiben zuversichtlich.

Und Zuversicht ist die stärkste Antwort einer wehrhaften Demokratie

auf diejenigen, die ihr schaden wollen. Die sicherheitspolitischen He-

rausforderungen sind enorm, aber sie können bewältigt werden. Das

erfordert viel Energie, Ausdauer, abgewogene Vorgehensweisen und

Haltung. Gerade Letzteres stärkt eine Gesellschaft wie die unsere.

Nun kommen inDeutschland und in der EUProzesse in Bewegung,

die Jahrzehnte als illusorisches Wunschdenken bequem abgetan wur-

den. Damit meine ich nicht die Vision vomAufbau einer europäischen

Armee, sondern eine von Pragmatismus und Sachlichkeit begleitete

Besinnung auf das, worauf es mehr denn je ankommt: die Entwick-

lung handfester gemeinsamer Positionen und das Streben nach einer

durch Kooperation geprägten militärischen Handlungsfähigkeit. Und

Deutschland stellt sich zunehmend der auch von Verbündeten einge-

forderten Führungsverantwortung in Europa. Der Weißbuchprozess

zeigt seine Wirkung, auch wenn beispielsweise der vernetzte Ansatz

immer noch nur als „Ansatz“ empfunden wird. In der Bundeswehr

wurden schonungslose Bestandsaufnahmen vorgenommen undTrend-

wenden aufgelegt, selbst wenn diese erst verzögert ihreWirkung zeigen

werden.

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Gewiss, wir stehen noch am Anfang. Noch hat nicht die gesamte Po-

litik die Dimension der Aufgabe verinnerlicht, an vielen Ecken hakt

es. Aber seien wir ehrlich: Verglichen mit der Bewegung von heute

darf man vergangene Zeiten gerne mit „Dornröschenschlaf“ gleich-

setzen. Deswegen kommt es mehr denn je darauf an, die anlaufenden

Prozesse auf dem richtigen Kurs zu halten oder dorthin zu bringen.

Dazu gehört ebenso viel Mut wie Zuversicht. Der DBwV verfügt über

beides, genauso wie über klare Zielsetzungen.

Für uns kommt es darauf an, dass die politischen Vorgaben für die

Fähigkeiten der Bundeswehr personell wie materiell unterfüttert und

die im Weißbuch benannten Gestaltungsbereiche mit Leben gefüllt

werden. Voraussetzung ist natürlich eine entsprechende Anpassung des

Verteidigungshaushalts. Es steht außer Frage, dass aufgrund der Auf-

tragslage der geplante personelle Aufwuchs trotz Binnenoptimierung

nicht ausreichen wird und die Zielgröße für den Personalumfang nach

oben korrigiert werden muss. Wir alle wissen, dass diese Mammutauf-

gabe der Personalgewinnung und -bindung noch viel mehr Kreativität,

Mit Zuversicht ins neue Jahr

Durchsetzungswillen und Unterstützung der ganzen Bundesregierung

benötigt als bisher. Aber ich warne davor, das durch zahlreiche Refor-

men, Sparmaßnahmen und eine weiter zunehmende Einsatzdichte oh-

nehin hoch beanspruchte „Bestandspersonal“ der Bundeswehr noch

weiter zu belasten. Plänen zur pauschalen Anhebung des Eintrittsalters

in den Ruhestand werden wir weiterhin entschlossen entgegentreten.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen, dass nach 2014 als dem

Jahr der „sicherheitspolitischen Schocks“, 2015 als dem des „Erkennens

des Mangels“ und 2016 als dem der „Einleitung von Trendwenden“ das

Jahr 2017 für „Zuversicht und Umsetzung“ – mit und nicht gegen die

Bundeswehrangehörigen – steht. Auch deswegen hat die anstehende

Bundestagswahl eine herausragende Bedeutung. Hier sind wir ALLE

gefragt – nicht nur, um einWahlkreuz zu machen, sondern um bereits

im Vorfeld die Wahlkämpfer und Parteien für die Bedeutung sicher-

heitspolitischer Themen zu sensibilisieren.

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Umsetzung und Fortschritt – dafür steht auch diese Ausgabe unse-

res Verbandsmagazins. Das vor einigen Monaten veränderte Layout

wirkt auf neuem Papier noch attraktiver und gefälliger als bisher

schon. Gleiches gilt für unsere Homepage, die alsbald im neuen Kleid

und über eine optimierte Struktur den Informationsservice für unse-

re Mitglieder weiter ausbauen wird. Das zeigt: Auch im vierten Jahr

der laufenden Amtsperiode setzen wir planmäßig die Forderungen

unserer Mitglieder um – so, wie Sie es von uns gewohnt sind.

Mit kameradschaftlichen und kollegialen Grüßen

Oberstleutnant André Wüstner,

Bundesvorsitzender

DIE BUNDESWEHR | JANUAR 2017

Z U R S A C H E 1