Terroranschläge und Naturkatastrophen
im Fokus der Wehrmedizin
Foto: Bundeswehr/Klein
Foto: Bundeswehr/
Bannert
Generalstabs-
arzt Dr. Stephan
Schoeps gab einen
Überblick über
die vielfältigen
Herausforderun-
gen, denen sich
der Sanitätsdienst
der Bundeswehr
gegenübersieht.
Düsseldorf.
Terroranschläge, Flüchtlingskrise
undNaturkatastrophen sind Begleiterscheinungen
unseres Lebens geworden. Die sanitätsdienstliche
Versorgung bei solch außergewöhnlichen Ereig
nissen stand im Fokus der vierten „International
Conference on Disaster and Military Medicine“
(DiMiMED), zu der sich Mitte November 2016
rund 250 Teilnehmer aus 30 Ländern in Düssel
dorf trafen.
Eine sich verändernde Sicherheitsarchitektur,
terroristische Attacken, kriegerische Konflikte so
wie Naturkatastrophen stellen die Sanitätsdienste
aller Nationen vor Herausforderungen. Die me
dizinische Versorgung von Opfern von Terror
anschlägen oder die Behandlung von Patienten in
der Flüchtlingskrise stellen die Mediziner, seien es
zivile oder militärische, vor neue Aufgaben. Die
Verfahren und Erfahrungen bei einem Massenan
fall an Verletzten, dem sogenannten MASCAL,
sind eine gefragte Expertise, über die Militärmedi
ziner weltweit verfügen.
„Sowohl die planbaren als auch die unvorherseh
baren Aufgaben und Herausforderungen, vor de
nen der Sanitätsdienst
der Bundeswehr und
die Sanitätsdienste an
derer Nationen stehen,
können nur gemeinsam
bewältigt werden. Diese
multinationale Zusam
menarbeit muss auch die zivilen Gesundheitssys
teme einschließen“, sagte Generalstabsarzt Dr.
Stephan Schoeps, Stellvertreter des Inspekteurs des
Sanitätsdienstes der Bundeswehr, bei seiner Rede
anlässlich der Konferenz.
Der Anschlag von Brüssel
Laut Generalmajor Dr. Geert Laire, Inspekteur des
belgischen Sanitätsdienstes, seien die durch den
Bombenanschlag von Brüssel am 22. März 2016
verursachten Verletzungsmuster für die belgischen
Militärärzte nichts Neues geweseseien, allerdings
für die zivilen Mediziner. Laire gab einen Über
blick über den Ablauf der Ereignisse dieses Tages
aus sanitätsdienstlicher Sicht. Exemplarisch stellte
er zwei Fallbeispiele an Verletzungsmustern vor,
mit denen sich die Ärzte konfrontiert sahen. Auf
grund der Bauweise der mit Nägeln und anderen
Metallteilen gefüllten Sprengsätze hatten diese
für die betroffenen Verletzten zum Teil verheeren
de Folgen, wie Amputationen. Die am Flughafen
eingesetzten belgischen Soldaten hätten zwar den
Anschlag nicht verhindern können, aber aufgrund
Nach 44 Jahren in den Ruhestand
Diez.
Das Kommando Regionale Sa
nitätsdienstliche Unterstützung hat ei
nen neuen Kommandeur. Der bisherige
Dienststellenleiter, Generalstabsarzt Dr.
Dirk Raphael (l.), gab nach fast vier Jah
ren auf diesem Dienstposten sein Kom
mando ab und geht nach 44 Jahren Tätigkeit für die
Bundeswehr in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist
mit Wirkung vom 1. Dezember 2016 Generalarzt
Dr. Armin Kalinowski (r.). Die Kommandoüber
gabe erfolgte am 24. November im Rahmen eines
feierlichen Appells durch den Inspekteur des Sani
tätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt
Dr. Michael Tempel (M.). Vor dem Schloss Orani
enstein waren dazu nicht nur zahlreiche Gäste aus
Politik und Gesellschaft erschienen, sondern auch
alle militärischen und zivilen Mitarbeiter des Kom
mandos sowie Abordnungen aus dem gesamten un
terstellten Bereich.
K.-W. Wiemers, eb
ihrer sanitätsdienstlichen Ausbildung und der mit
geführten „ErsteHilfeSets“, die einenTourniquet
zum Abbinden beinhalten, vielen Verletzten das
Leben gerettet. Außer den über 300 Verletzten
gab es zudem eine Vielzahl von psychologisch zu
betreuenden Patienten.
Kommunikation und Koordination
Die Kommunikation nach den Anschlägen, um
die Rettungsarbeiten zu koordinieren, sei äußerst
schwierig gewesen, da das öffentliche Telefonnetz
nach den Ereignissen schnell überlastet war, er
klärte Laire. Er stellte einige Schlussfolgerungen
vor, die sich durch die Ereignisse des 22. März er
Foto: Bundeswehr/Avola
geben hätten. So sollten beispielsweise die Erfah
rungen, die die Militärärzte bei der medizinischen
Versorgung und der Organisation von Massenan
fällen von Verwundeten in den Einsätzen gemacht
haben, in den zivilen medizinischen Sektor einflie
ßen.
Der stellvertretende Inspekteur des franzö
sischen Sanitätsdienstes, Dr. Patrick Godart,
erläuterte, dass die ErsteHilfeFähigkeiten der
Zivilbevölkerung verbessert werden müssten. Da
die ersten Minuten nach einer „Verwundung“ für
das Überleben und die spätere Genesung der Pati
enten von größter Bedeutung seien, liege hier ein
entscheidender Beitrag für die Versorgung der Ver
letzten.
Herausforderung gemeinsam bewältigen
Weitere Fachvorträge zur Katastrophenmedizin,
Traumatologie und der psychologischen Versor
gung von Opfern von Terroranschlägen, Flücht
lingen und Opfern von Naturkatastrohen runde
ten den Erfahrungsaustausch bei der Konferenz
für Katastrophenund Militärmedizin ab. Alle
Referenten waren davon überzeugt, dass die Be
wältigung der Herausforderungen in der Katastro
phenmedizin nur gemeinsam, im multinationalen
Rahmen, gelingen kann.
K. Klein, eb
Die Abläufe für den
Ernstfall müssen
ständig geübt werden.
S A N I T Ä T S D I E N S T
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