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W

Von Rochus Graf von Strachwitz

undMartin Klaus Karsten

Wie die gesamte Bundeswehr steht die bewirtschaf-

tete Betreuung seit Längerem vor großen Verände-

rungen. Nach Jahrzehnten des Aufwuchses existiert

heute ein vielfältiges Miteinander von Einrichtun-

gen (508 Einrichtungen in 11Kategorien). Die Aus-

setzung der Einberufung zum Grundwehrdienst

und die umfassende Neuausrichtung der Bun-

deswehr haben indes neue Rahmenbedingungen

geschaffen. Gesellschaftlicher Wandel, neue Tech-

nologien und Trends zwingen dazu, mit einemmo-

dernen Leistungsangebot aufzuwarten. In den Ein-

sätzen ist eine bewirtschaftete Betreuung auf hohem

Niveau ein wesentlicher Baustein der Fürsorge. Bei

allem gilt es aber, einen angemessenen Ausgleich im

Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit und Attrak-

tivität des Dienstes herzustellen.

Das Bundesministerium der Verteidigung

(BMVg) stellt sich diesen Herausforderungen seit

2012 mit dem „Konzept zur Neuausrichtung von

Gemeinschaftsverpflegung und bewirtschafteter

Betreuung in der Bundeswehr“. Die prozessuale

Gesamtverantwortung wurde in einer neuen Ma-

nagementorganisation zusammengeführt.

Die

strategische Führung obliegt der Abteilung Infra-

struktur, Umweltschutz und Dienstleistungen im

BMVg, die operativen Aufgaben werden durch das

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und

Dienstleistungen der Bundeswehr und das Verpfle-

gungsamt der Bundeswehr mit den Regionalmana-

gern vor Ort wahrgenommen.

Inhaltlich wird im In- und Ausland an die ge-

wachsenen Strukturen angeknüpft. Die bisherigen

Betreiber haben die Chance, sich in die künftige

Betreuungslandschaft einzubringen. Der Betrieb

von Offizier- und Unteroffizierheimen mit mili-

tärischem Personal auf freiwilliger Basis in Zweit-

funktion („Ordonnanzenerlass“) bleibt zunächst

erhalten. Ziel ist es, bei Bedarf mindestens eine

Einrichtung je Liegenschaft zu betreiben. Wo mög-

lich und wirtschaftlich, sollen alle Einrichtungen

in einer Hand zusammengeführt werden. Herz-

stück bilden liegenschafts- oder standortbezogene

Verpflegungs- und Betreuungskonzepte (VuBK).

Darin wird die künftige Struktur vor Ort mit dem

Bedarfsträger sowie den Beteiligungsgremien fest-

gelegt. Für die Einsätze ist als Träger der Versor-

gung weiterhin dieMarketenderwarenorganisation

vorgesehen.

Die Neuausrichtung der bewirtschafteten Be-

treuung verläuft erfolgreich. Die neue Manage-

mentorganisation ist eingenommen und bewährt

sich in der Zusammenarbeit. Die Abbildung in der

Prozesslandkarte BMVg ist abgeschlossen und soll

2017 auf Ämterebene fortgesetzt werden. Alle Ver-

waltungsvorschriften werden überarbeitet in sechs

nutzerfreundlichen Regelungen zusammengefasst

sein. Die Erstellung der VuBK erfolgt flächende-

ckend nach mit dem Bedarfsträger abgestimmten

Prioritäten und wurde bereits zu ersten Konsolidie-

rungen vor Ort genutzt (146 Ortstermine durchge-

führt). Damit wird erstmals der Bedarf in der Bun-

deswehr strukturiert erfasst und so die Grundlage

für die mittelfristige Modernisierung geschaffen.

DieMarketenderwarenorganisation erweist sich als

leistungsfähig und stellt so weiter eine attraktive be-

wirtschaftete Betreuung im Einsatz sicher.

Der eingeschlagene Weg wird auch nach 2017

fortgesetzt. Im Grundbetrieb sind die VuBK abzu-

schließen und ist die Betreuungslandschaft weiter

zu konsolidieren. Mittelfristig ist eine umfassen-

de Restrukturierung anzugehen. Dabei wird über

neue Betriebs-, Personal- und Infrastrukturmodelle

nachzudenken sein, die verstärkt auch externe Lö-

sungsansätze berücksichtigen.

Für die einsatzbezogene Betreuung werden die

Rahmenbedingungen für Klein- und Kleinstkon-

tingente anzupassen sein. Neben Mischformen

zwischen Marketenderwarenverkauf und Einsatz-

kantinen wird eine gewerblich abgestützte Leis-

tungserbringung zu ermöglichen sein. Im Rahmen

der Rückbesinnung der Nato auf die Bündnis- und

Landesverteidigung ist das hierzu noch verfügbare

Know-how der Bundeswehr zu reaktivieren und in

eine heutige Krisenvorsorge zu übertragen. Hierzu

steht für 2017 eine Aktualisierung der einsatzbezo-

genen Regelungen an.

Im Spannungsfeld von

Wirtschaftlichkeit und Attraktivität

Mit der Neuausrichtung der bewirtschafteten Betreuung soll die Grundlage

für ein modernes Leistungsangebot gelegt werden

Der Betrieb von Offizier-

und Unteroffizierheimen

mit militärischem Personal

auf freiwilliger Basis in

Zweitfunktion bleibt

zunächst erhalten.

Die Marketenderwaren-

organisation stellt weiter eine

attraktive bewirtschaftete

Betreuung im Einsatz sicher.

Rochus Graf von

Strachwitz

Martin Klaus Karsten

Ministerialdirigent Rochus Graf von Strachwitz

ist Leiter der für Dienstleistungen und gesetzliche

Schutzaufgaben in der Bundeswehr zuständigen

Unterabteilung II im Verteidigungsministerium.

Regierungsdirektor Martin Klaus Karsten ist

Referent im Referat IUD II 3 und verantwortlich

für Fragen der bewirtschafteten Betreuung der

Bundeswehr.

Foto: Action Press

Marketender in Kundus

DIE BUNDESWEHR | JANUAR 2017

T I T E L : B E T R E U U N G

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