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Die Essenz der Dinge
DIE BUNDESWEHR | JULI 2017
Von Generalleutnant Jörg Vollmer
Es ist an der Zeit, Ruhe und Sachlichkeit in die
vielfältigen Diskussionen der letzten Wochen
und Monate einkehren zu lassen. Vieles an den
Vorfällen der jüngeren Vergangenheit macht be-
troffen und nachdenklich. Die Tatsache, dass sie
passiert sind. Doch auch die öffentliche Aufarbei-
tung. Das Ansehen der Bundeswehr hat darunter
nachweislich gelitten.
Dennoch gilt im Einsatz wie imGrundbetrieb:
Moralische Entrüstung ist ein schlechter Ratge-
ber. Sie verstellt den Blick auf das, was professi-
onell erforderlich ist. Auch wenn es manchmal
schwerfällt, gilt es, Ruhe und Übersicht zu be-
wahren. Probleme müssten korrekt, mit Augen-
maß, wo erforderlich mit Härte, aber auch dem
notwendigen Anstand gelöst werden.
Und genau das tun wir im Heer. Jeder an sei-
nem Platz. Mein Vertrauen in die Vorgesetzten
Auf der Generalstagung des Heeres Mitte Juni hatten die Heeresführer die Möglichkeit,
sich über aktuelle Themen auszutauschen. Tradition und Berufsethos waren natürlich
ein wichtiger Punkt. Ausgewählte Kernbotschaften fasst der Inspekteur des Heeres,
Generalleutnant Jörg Vollmer, zusammen.
aller Führungsebenen wie auch in unsere Mann-
schaften ist ungebrochen.
Als Inspekteur ist es meine besondere Ver-
pflichtung und Aufgabe, den Kernauftrag des
Heeres auch in unruhigen Zeiten nicht aus den
Augen zu verlieren. Dabei geht es wie oft im Le-
Foto: Bundeswehr/Stollberg
Kameradschaft im permanenten Spannungsfeld zwischen Auftragserfüllung und gesellschaftlichen
Erwartungen: Grundausbildung beim Gebirgspionierbataillon 8
Mein Vertrauen in
die Vorgesetzten aller
Führungsebenen wie auch
in unsere Mannschaften ist
ungebrochen.
GENERALLEUTNANT JÖRG VOLLMER
ben darum, am Oberflächlichen vorbeizustoßen,
den Nebel des allzu Offensichtlichen zu durch-
dringen. Aus der Vielfalt der Meinungen den
Wesenskern herauszufiltern. Mit anderen Wor-
ten die „Essenz der Dinge“ klar zu erkennen.
Gelebte Innere Führung oder ein sinnstiften-
des Traditionsverständnis haben keinen Selbst-
zweck, sondern tragen zweckoptimiert zu einem
einsatzfähigen Heer bei. Deshalb gilt es auch
hier, zum Kern vorzustoßen. Innere Führung
ist ständiger Begleiter eines jeden Vorgesetzten.
Das wiederkehrende Ringen um gute Führung
ist ein weiterer immanenter Bestandteil unseres
Berufsbilds. War es immer und wird es immer
sein. Was wir brauchen, ist eine Besinnung auf
unsere Kernaufgaben als Vorgesetzter, quasi eine
Aktivierung dieses Grundgedankens, der in der
Auftragsfülle bei knapper Zeit vielleicht bei dem
ein oder anderen in den Hintergrund geraten ist.
T I T E L : B E R U F S E T H O S
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